Testimonial Karin Wilfingseder

Testimonial zu One Billion Rising von Karin Wilfingseder, Aktivistin & Gewerkschafterin.

Karin Wilfingseder bei einer der von ihr mitorganisierten Demonstrationen. (c) Linkswende jetzt!

Hashtags wie #MeToo, #Aufschrei, #NotOkay thematisieren in letzter Zeit sexualisierte Gewalt. Es gibt im täglichen Leben von Frauen* und Mädchen* keine gewaltfreien Räume. Viel zu lange vom Mainstream zugedeckt, beschönt und verdrängt, kommt endlich spürbare Bewegung in dieses tabuisierte Thema. One Billion Rising ist schon länger Teil dieser globalen Bewegung. Die Leichtigkeit der Aktionsform nimmt den Anliegen nichts an Gewicht. Seit 2013 sind weltweit unzählige Aktivistinnen* am 14. Februar im öffentlichen Raum singend und tanzend gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen* aktiv. Auch in Österreich bringt diese Bewegung die Verhältnisse zum Tanzen, dank der Initiative wunderbarer, engagierter Frauen.

In einer Zeit, in der ewiggestrige deutschnationale Burschenschafter mit aalglatten Neoliberalen zynisch gegen Minderheiten und die erkämpften Errungenschaften der Frauen* und Mädchen* hetzen, gilt mein besonderer Dank den Aktivistinnen* von One Billion Rising Austria (OBRA). Nicht nur am V-Day manifestiert sich ihre konsequente Arbeit gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*.

OBRA ist das gesamte Jahr hinweg kraftvoll in antidiskriminierenden Bewegungen involviert, bezieht klar Stellung und verlagert kreativ den virtuellen Diskurs ins reale Leben, in den öffentlichen Raum. OBRA sensibilisiert dafür, wie Krieg, Flucht, Klimawandel, Rechtsextremismus, Rassismus, Sozialabbau, usw. Frauen* und Mädchen* ganz spezifisch betreffen.

Rechte „Frauenschützer“ versuchen mit dem Schüren von Angst und Hass gegen Schutzsuchende davon abzulenken, dass der vorgeblich sichere Hort der Familie und Partnerschaft der gefährlichste Platz für Frauen* und Mädchen* ist. Die selbsternannten „Retter des christlichen Abendlandes“ bieten nur dichte Grenzen, Bekleidungsvorschriften für Frauen, Demokratie- und Sozialabbau. Sie zementieren die strukturelle Gewalt durch ungleiche ökonomische oder soziale Machtverhältnisse ein und bauen diese weiter aus. OBRA positioniert sich dagegen stets hoch politisch und unbequem. Denn unpolitisch sein, hieße laut Rosa Luxemburg, politisch zu sein, ohne es zu merken, und mit dem Strom zu schwimmen.

Ich danke OBRA dafür mit den Worten der ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal: „Nur eine Frauenorganisation, die lästig ist, hat eine Existenzberechtigung.“