One Billion Rising Austria

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OBRA - One Billion Rising AUSTRIA

One Billion Rising ist eine globale, getanzte, künstlerische Kampagne für ein Ende der Gewalt an Frauen* und Mädchen* um Empowerment, Bewusstseinsbildung und Sensibilisierungarbeit zur Gewaltprävention voran zu treiben.
 
OBRA – One Billion Rising Austria, unter der Künstlerischen Leitung von Aiko Kazuko Kurosaki, organisiert OBR-Vienna und weitere künstlerische Projekte im feministischen Kontext. OBRA vernetzt und hilft den anderen OBR-Initiativen österreichweit. OBRA ist auch Teil der Allianz GewaltFREI Leben, Bündnis 28. September, DACH-Vernetzung gegen Feminizid und dem Österreichischen Frauenring.
 

Die aktionistische, künstlerische Kampagne One Billion Rising wurde von der New Yorker Künstlerin V (ehem. Eve Ensler) 2012 weltweit ausgerufen, jährlich am und den 14. Februar tanzend und singend den öffentlichen Raum einzunehmen, das Schweigen zu diesem Tabuthema zu brechen und auf freudvolle und bestärkende Art den betroffenen Frauen* gegenüber Solidarität zu bekunden. Diese Flashmobs, Kundgebungen oder Demonstrationen wurden anfänglich auch V-Day genannt  – das V steht für Victory und Vagina. Mit der Zeit haben sich die Begriffe verschoben, die Veranstaltung am 14. Februar wird nun als One Billion Rising + Ort + Jahreszahl bezeichnet und V-Day ist nun der Name der Trägerorganisation für die globale Bewegung.

Woher kommt der Name One Billion Rising, oder auf Deutsch “Eine Milliarde erhebt sich”?
Eine Milliarde deswegen, weil die Weltbevölkerung 2012 6 Mrd. Menschen betrug, davon die Hälfte – also 3 Mrd. – Frauen* waren und da davon jede 3. Frau Gewalterfahrung an sich erlebt, ergibt das die Summe von 1 Mrd., auf Englisch 1Billion. So enstand der Name One Billion Rising.
 
Die Originalchoreografie von Debbie Allen zu dem One Billion Rising Anthem (Hymne) „Break the Chain“  von Tena Clark kann hier gut geübt werden:

National, wie international sind auch solidarische Männer* und profeministische Männer*organisationen herzlich eingeladen, sich zu engagieren, es gibt auch ein “Men´s Rising.“

Link zu V-Day: www.vday.org

Testimonials

Foto © Astrid Knie

Österreich war im Gewaltschutz früher Vorbild in Europa. Mittlerweile haben wir diese Vorreiterrolle komplett verspielt. Wir fordern endlich echten Gewaltschutz: 228 Millionen Euro und 3000 Vollzeitstellen zusätzlich! Völlig unverständlich ist es, dass viele der Frauen- und Mädchenberatungsstellen in Österreich ums Überleben kämpfen. Die Beratungseinrichtungen brauchen endlich eine solide Basisfinanzierung und Mehrjahresverträge. Die Mitarbeiter*innen sollen nicht Jahr für Jahr um ihre Jobs bangen, sondern Zeit für die so wichtige Beratung haben!

Eva-Maria-Holzleitner-SPOe-Frauenvorsitzende_©-Astrid-Knie

Foto © Caj Perwein

Die Situation ist tragisch: Jede fünfte Frau* über 15 Jahren ist in Österreich von körperlicher Gewalt betroffen, jede Dritte von sexueller Gewalt und sogar fast drei Viertel von sexueller Belästigung. Um diese untragbaren Zustände zu beenden, braucht es rasch eine Offensive für Gewaltschutz und -prävention. Neben einem Nationalem Aktionsplan fordern wir einen bundesweiten Ausbau von staatlich finanzierten und rechtlich abgesicherten wie kostenfreien Einrichtungen für Frauen und Mädchen. Es braucht dringend mehr Kooperation zwischen den Behörden, Gerichten und Gewaltschutzzentren. Wir brauchen Prävention, Sensibilisierungsmaßnahmen und Geld für Täterarbeit anstatt populistischer Schnellschüsse. Der Ruf nach härteren Strafen alleine hilft wenig. Die Strafrechtsreform von 2016 muss evaluiert werden. Eine Erhöhung des Strafrahmens löst das Problem nicht: Das Problem bei Sexualstraftaten ist erstens die hohe Dunkelziffer und zweitens die hohe Einstellungsquote nach Anzeigen. Keinen Täter schrecken höhere Strafen, wenn die Wahrscheinlichkeit erwischt & verurteilt zu werden unter 5% liegt. Das sollte die Bundesregierung beachten und auf die Stimmen der RichterInnen und ExpertInnen hören.

Ewa-Dziedzic

Foto © Franzi Kreis

Nichts ist so schmerzlich wie das Wissen darum, wie viele Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt Gewalt ausgesetzt sind. Schlimmer noch, dass es zum Selbstverständnis einer patriarchalen Gesellschaft gehört, dass dies normal ist. Es erfüllt mich mit Zorn, zu wissen, dass Mädchen unterdrückt, geschlagen, vergewaltigt und auch ermordet werden, weil sie Frauen sind. Und es macht mich stolz und stark, wenn ich sehe, dass sich Frauen und Mädchen zusammentun und auf die Straße gehen, in Selbstverteidigungsgruppen lernen, sich zu wehren, und sich in Netzwerken ermutigen. Und es macht mich traurig, dass das noch immer ein Thema ist. Aber weltweit erheben Frauen allen Alters und jeder Herkunft – auch immer mehr Männer – ihre Stimmen gegen sexuelle Gewalt, für Bildung und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Sie bilden eine Solidargemeinschaft, um für gleiche Rechte zu kämpfen. OBRA ist solch eine wunderbare Aktion, denn es gibt Frauen und Mädchen nicht nur ein Gesicht, sondern durch das gemeinsame Tanzen zeigt es Lebensfreude, macht Mut und erinnert daran, sich nicht einschüchtern zu lassen. Wenn es keine männliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen mehr geben würde, wäre unsere Welt eine friedlichere und von Respekt geprägt. In den Worten der ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal (2004): „Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft‘. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.

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Foto © Wilke

Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig. Gewalt gegen Frauen passiert immer und überall. Gewalt gegen Frauen hat viele hässliche Gesichter. Sexualisierte oder sexuelle Gewalt ist jeder unerwünschte Übergriff: Sexuelle Belästigung, Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung bis zu Körperverletzung, Mord, Totschlag, Femizid. Das reformierte Sexualstrafrecht hat den neuen Tatbestand der Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung eingeführt und die sexuelle Belästigung erweitert. Gesetze sind eine wichtige Grundlage, aber Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte müssen Anzeigen ernst nehmen, verfolgen, strafen. Und Frauen dürfen im Verfahren nicht neuerlich traumatisiert werden. Da liegt noch viel Arbeit vor uns – auch was die Bewusstmachung von Übergriffen betrifft: Auch Worte und Gesten verletzen und demütigen, verletzen die Menschenwürde der Betroffenen. Und was als scheinbar „harmlose“ Anmache oder Grapscherei beginnt, endet oft in Mord und Totschlag. Für Gewalt gegen Frauen gibt es oft Erklärungen, aber nie eine Entschuldigung! Kampagnen wie #metoo sind wichtig im gesellschaftlichen Kampf um Sichtbarmachung von Übergriffen. Sie ermutigen Betroffene über ihre traumatischen Erlebnisse zu reden. Vergessen wir auch nicht die geflüchteten Frauen, auch sie müssen im Asylverfahren ermutigt werden, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen und diese als Asylgrund geltend zu machen. Kämpfen wir gemeinsam und solidarisch gegen jede Form von Gewalt an Frauen – es gibt noch viel zu tun!

brigitte-wilke-klein

Foto © Linkswende Jetzt

Hashtags wie #MeToo, #Aufschrei, #NotOkay thematisieren in letzter Zeit sexualisierte Gewalt. Es gibt im täglichen Leben von Frauen* und Mädchen* keine gewaltfreien Räume. Viel zu lange vom Mainstream zugedeckt, beschönt und verdrängt, kommt endlich spürbare Bewegung in dieses tabuisierte Thema. One Billion Rising ist schon länger Teil dieser globalen Bewegung. Die Leichtigkeit der Aktionsform nimmt den Anliegen nichts an Gewicht. Seit 2013 sind weltweit unzählige Aktivistinnen* am 14. Februar im öffentlichen Raum singend und tanzend gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen* aktiv. Auch in Österreich bringt diese Bewegung die Verhältnisse zum Tanzen, dank der Initiative wunderbarer, engagierter Frauen. In einer Zeit, in der ewiggestrige deutschnationale Burschenschafter mit aalglatten Neoliberalen zynisch gegen Minderheiten und die erkämpften Errungenschaften der Frauen* und Mädchen* hetzen, gilt mein besonderer Dank den Aktivistinnen* von One Billion Rising Austria (OBRA). Nicht nur am V-Day manifestiert sich ihre konsequente Arbeit gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*. OBRA ist das gesamte Jahr hinweg kraftvoll in antidiskriminierenden Bewegungen involviert, bezieht klar Stellung und verlagert kreativ den virtuellen Diskurs ins reale Leben, in den öffentlichen Raum. OBRA sensibilisiert dafür, wie Krieg, Flucht, Klimawandel, Rechtsextremismus, Rassismus, Sozialabbau, usw. Frauen* und Mädchen* ganz spezifisch betreffen. Rechte „Frauenschützer“ versuchen mit dem Schüren von Angst und Hass gegen Schutzsuchende davon abzulenken, dass der vorgeblich sichere Hort der Familie und Partnerschaft der gefährlichste Platz für Frauen* und Mädchen* ist. Die selbsternannten „Retter des christlichen Abendlandes“ bieten nur dichte Grenzen, Bekleidungsvorschriften für Frauen, Demokratie- und Sozialabbau. Sie zementieren die strukturelle Gewalt durch ungleiche ökonomische oder soziale Machtverhältnisse ein und bauen diese weiter aus. OBRA positioniert sich dagegen stets hoch politisch und unbequem. Denn unpolitisch sein, hieße laut Rosa Luxemburg, politisch zu sein, ohne es zu merken, und mit dem Strom zu schwimmen. Ich danke OBRA dafür mit den Worten der ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal: „Nur eine Frauenorganisation, die lästig ist, hat eine Existenzberechtigung.

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Foto © Simone Hofmann

Man kann nicht Ungerechtigkeit ablehnen und zugleich Gewalt an Frauen ignorieren. Gewalt ist nicht immer offen, und sie ist nicht immer mit Schlägen verbunden, denn sie tritt in vielen Formen auf. Aber ein klares Zeichen gegen Gewalt braucht immer Öffentlichkeit, es benötigt Mut, Kraft, auch Humor – und es benötigt eine Form die die Herzen (und damit die Hirne) der Menschen öffnet. Tanzen zeigt, dass man ein atmendes, lebendes Wesen ist, Tanzen ist Freude, Nähe, Wärme – und zeigt eben genau das: Mut, Kraft und Humor angesichts einer stumpfen, dumpfen Gewalt. Der 14. Februar ist der Tag der Liebe. Das passt.

sandra_kreisler-c-simone_hofmann